Der Trick bleibt eine Kopfshow


Mit „WILT and shine“ zeigt Florian Zumkehr im Livestream aus dem CHAMÄLEON Theater ein faszinierendes Beispiel für Zeitgenössischen Zirkus.

von Per Kreutzberger

Ein Wanderer geht durch das menschenleere CHAMÄLEON Theater. Statt eines Rucksacks trägt er einen Stuhl auf dem Rücken. Er erkundet den Bühnenraum, bevor er den Stuhl auf einen Podest in der Bühnenmitte stellt und sich niederlässt.

Durch die Beleuchtung und elektroakustische Musik von Lukas Thielecke wird das Publikum schon in diesen Anfangsminuten in den Bann des Stückes gezogen. In „WILT and shine“ nehmen Florian Zumkehr und Regisseurin Shay Govhary die Zuschauer:innen einfühlsam und persönlich mit auf eine Reise durch Zumkehrs Welt, die Welt des Zeitgenössischen Zirkus. Dabei gelingt es Zumkehr mit seiner sympathischen Art, dem Publikum diese Welt zu erklären und anschaulich zu machen.

Besonders effektiv ist die Beleuchtung, wenn Zumkehr auf der Bühne ein Buch öffnet, in dem sich Scherenschnitte befinden. Durch den Einsatz einer LED-Lampe werden sie an den Bühnenhintergrund projiziert. Sie erzählen nochmals die Anfangsminuten des Stücks. Später spielt Zumkehr auf Dinge an, die man typischerweise mit dem Zirkus verbindet. So pfeift er bei der Zubereitung eines Butterbrotes den „Einzug der Gladiatoren“ von Julius Fučí oder bereitet Popcorn in einem Miniaturpopcornstand zu.

Nahtlos gehen in „WILT and shine“ Schauspiel, Akrobatik, Tanz und Gesang ineinander über: Wenn Zumkehr in seiner Luftakrobatiknummer am Seil pendelt oder kopfüber auf den Händen über auf der Bühne aufgestellte Holzblöcke geht, dann sind das Momente, die einen fesseln. Der Charme des Abends aber besteht darin, dass Zumkehr zwischendrin Blicke hinter die Kulissen des (Zeitgenössischen) Zirkus gewährt.

So erzählt Zumkehr beim Popcornessen davon, wie Artisten oft monatelang daran arbeiten, einen neuen Trick zu entwickeln und vergleicht sie auf humorvolle Art und Weise mit „Fachidioten“. Als Fallbeispiel nimmt er sich selbst. Er berichtet von einem Handstand auf einem umgedrehten Stuhl, an dem er zwei Jahre lang gearbeitet hat, bevor er bereit war, ihn vor dem Publikum zu präsentieren. Der Clou: Der Trick bleibt eine Kopfshow – wir sehen ihn nicht.

„WILT and shine“ ist eine One-Man-Show von einer knappen Stunde. Regisseurin Govhary und Zumkehr gelingt es dabei, die Zuschauer:innen mit auf eine Reise in eine für die meisten Menschen unbekannte Welt zu nehmen. Sie schaffen Bilder, die dem Zuschauer in Erinnerung bleiben.